Qui-Qui? Was soll das sein?

Als echter Wiener kannte ich das Wort und seine Bedeutung selbstverständlich. In Sachen Herkunft und Geschichte hab ich mich dann 2019 an kompetente Stelle gewendet und die allwissende Frau Dusl gefragt. Hier ihre Antwort:

„Lieber Gerhard, wie Sie richtig bemerken, ist Quiqui (ausgesprochen Gwigwi) eine beliebte und bekannte alte Wiener Bezeichnung für den Tod. In den Phrasen, die das Thema berühren, wird der oder die Protagonistin vom Quiqui geholt, beziehungsweise im Eigenreportagefall nur vergeblich mitgenommen. Über die Herkunft des Wortes gibt es erstaunlich wenig Forschung. Falls der Quiqui, wie so vieles im Wienerischen, aus dem Rotwelschen (der Sprache der Gauner) oder dem Jenischen (jener der Vagabunden) kommt, wäre der abholende Endgesell der verdoppelte Qui oder Quin, Qvihn, Quihn, Quien, wortgeschichtlich auf französisch chien und lateinisch canis, Hund zurückgehend. Als kläffender Straßenköter würde der Quiqui sich über den frisch Verblichenen hermachen.
Nach anderslautender Theorie und mit größerer Wahrscheinlichkeit kommt der Quiqui ebenfalls aus dem Romanischen, aber vom Fragewort quisquis (sinngemäß: „wer auch immer“). Im fünften Casus, Lateinern als Vokativ (Anredefall) bekannt, wird der Quisquis zum Quiqui. Der Quiqui ist also die Anredeform des sensenschwingenden Unbekannten und darf im fürchterlichen Begegnungsfall mit „Wer auch immer Du bist!“ übersetzt werden. Als Urheber des Begriffs kommen humanistisch geschulte Altwiener in Frage, Lateinstudenten und Cicero-Hermeneutiker, Juristen und Mediziner. Wem der Quiqui allzu lateinisch daherkommt, darf auf andere urwienerische Ausdrücke für den Tod zurückgreifen: Da Buttnhamme, da Goaraus, da Gankal, Ginkal, Gfotta, da gscheade Hansl, und schließlich, sehr blumig: In Anasiebzga sei Bstölla (der Besteller des 71er), fährt doch die so bezifferte Straßenbahnlinie zum Zentralfriedhof hinaus.“
Aus der Kolumne „FRAGEN SIE FRAU ANDREA“ FALTER 03/2019 (16. 1. 2019)